Fahrbericht

Der AN 650 Burgman ist groß, nein riesig. Er wirkt wuchtig, massig, fast schon respekteinflößend. Seine 276 kg Lebendgewicht benötigt schon eine kleine Kraftanstrengung um die Maschine halten oder auf den Ständer heben zu können. Der Wendekreis von 5,4 m entspricht schon mehr einem Wohnmobil, doch der Über-Laster ist nur ein paar Kilo leichter als eine Harley, lässt sicht aber überraschend leicht rangieren. Die extrem niedrige Einbaulage des Motors mit Getriebe und Antrieb und der damit so günstig niedrige Schwerpunkt machen Wendemanöver leicht. Weil beim großen Burgman vieles King-Size-Format hat, kann man die Beine lässig ausstrecken, die Knie kommen nie Anbauteilen in die Quere und der Allerwerteste findet stets prima Halt, weil sich die Lederstütze ohne Werkzeugeinsatz mit einem Handgriff verschieben lässt. Stauraum bietet der Über-Roller in Hülle und Fülle ( 66 l ). Klotzen, nicht kleckern scheint beim großen Burgman die Devise. In der Griffweite einstellbare Handhebel, klappbare Außenspiegel und selbstverständlich die selbstnachstellende Feststellbremse sowie ein voll ausgestattetes Cockpit und die Innenverkleidung erinnert eher an einen Mittelklasse PKW.

Ganze acht Schalter sind am Lenker zu bedienen. Vier davon kontrollieren Fernlicht, Blinker, Warnblinker und Hupe, die anderen vier verhelfen zum Fahrspaß. Die Bedienung scheint zunächst kompliziert, ist letztendlich doch ganz einfach. Zündung an, starten und das Getriebe schaltet zunächst in den normalen Automatik Modus. Das bedeutet Gasgeben und losfahren wie immer, nur besser. Denn der Burgman fährt leiser, seidiger und hängt noch spontaner am Gas, als man es von einem sonstigen großen Roller erwarten würde. Leistung ist immer und in jeder Situation genug vorhanden. Ob man schnell überholen will oder mit Schwung die nächste Kurve meistern möchte, der drehmomentstarke Motor schiebt weich, aber mit Nachdruck an. Was will man mehr ?  Beim Powermodus atmet der Motor noch mal etwas tiefer ein, etwa 1000 Touren und man muss sich ein wenig fester halten. Noch schneller geht´s mit der manuellen Schaltung. Ein Daumendruck auf die gelben Tasten genügt, und das Getriebe schaltet sogleich in die zur Geschwindigkeit und Drehmoment  passende Fahrstufe zwischen eins und fünf. Verschalten ist unmöglich!

Das Fassungsvermögen des Tank beträgt 15 l und reicht für eine theoretische Reichweite von ca. 380 km. Ich hatte beim Tourenfahren im Normal Getriebemodus sogar unter 4 l /100km verbraucht, doch im Alltag und auf Kurzstrecken liegt der Verbrauch so bei ca. 5 l /100 km. Im Stand lässt sich der Roller nur schwer bewegen wegen des Hydrauliköl im Automatikgetriebe.

Aber all die kleinen Nachteilen sind vergessen, sobald man auf der Maschine sitzt und am Gasgriff dreht. Der Burgman schieb so stark nach vorne, das man keinen Berg mehr fürchten muss. Für den Fahrspaß reicht allemal der Normal Getriebemodus. Bei einem Überholmanöver am Berg hatte ich auch mal schnell 140 Sachen drauf. Autobahnfahrten machen eigentlich weniger Spaß, da fast jeder Diesel PKW seine 200 Sachen läuft. Dem Burgman reichen da auch schon gemütliche 140. Richtig Spaß hingegen hat man auf Landstraßen und in den Bergen, da kommen die Vorteile des Rollers voll zur Geltung.

Fazit:  Noch kein Roller kam dem Motorrad so nach wie der AN 650 Burgman. In Sachen Fahrdynamik, Fahrverhalten und Motorleistung kann er es mit Motorrädern aufnehmen, Roller Konkurrenz gibt es für ihn gar nicht oder noch nicht. Mit dem elektronischen CVT-Getriebe kommt eine neue Qualität ins Spiel, die allen anderen Zweirädern fehlt.